Laura und das Labyrinth des Lichts by Peter Freund

Laura und das Labyrinth des Lichts by Peter Freund

Autor:Peter Freund [Freund, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783431037203
Amazon: 3431037208
Herausgeber: Ehrenwirth Verlag
veröffentlicht: 2007-11-28T23:00:00+00:00


Kapitel 18

Die

schwarzen

Einhörner

aura stürmte durch die Tür der gynäkologischen Station und blieb dahinter wie angewurzelt stehen. Auf dem Flur hielt sich keine Menschenseele auf, weder eine Patientin noch eine Schwester. Auch von Dr. Weiß konnte sie keine Spur entdecken. Befand er sich bereits im Säuglingszimmer, um einen schändlichen Plan in die Tat umzusetzen?

Die Babys lagen in einem Raum am jenseitigen Ende des Ganges, wie Frau Schiller erklärt hatte. Schon wollte Laura zum Schwesternzimmer eilen und Alarm schlagen, als ihr Zweifel kamen: Was, wenn sie sich getäuscht hatte? Wenn Dr. Weiß entgegen ihrer Vermutung tatsächlich im Krankenhaus beschäftigt war? Vom Pflegepersonal hatte sie dann bestimmt keine Hilfe zu erwarten.

Sie musste die Sache allein regeln!

Gefolgt von Auriel, rannte Laura zum Säuglingszimmer. Als sie die Tür aufriss, beugte sich Dr. Weiß gerade über eines der Betten und streckte einen länglichen Gegenstand nach dem Säugling darin aus. Das Schild am Fußende des Bettchens verriet den Namen des Neugeborenen: Laura Leander!

»Halt!«, donnerte sie dem Mann entgegen. »Lassen Sie Ihre Finger von dem Kind!«

Der Arzt fuhr herum, steckte den ominösen Gegenstand hastig in die Kitteltasche und starrte Laura einen Moment lang verdattert an. Doch rasch hatte er sich wieder gefangen. »Was soll das?«, fragte er ungehalten. Mit lauerndem Blick schlich er auf Laura zu. »Was hast du hier zu suchen?«

»Ähm«, stammelte Laura. Plötzlich war sie nicht mehr so überzeugt davon, dass sie einen falschen Arzt vor sich hatte.

Der Duft des Aftershaves wurde immer stärker, aber darunter mischte sich auch ein geradezu pestilenzartiger Gestank.

»Verschwinde!«, herrschte Dr. Weiß Laura an. Er trat zu dem roten Rufknopf, mit dem das Personal alarmiert werden konnte. »Oder muss ich erst die Schwestern rufen, damit sie dich an die Luft setzen?«

Mist!, ging es Laura durch den Kopf. Offensichtlich habe ich mich getäuscht!

Der Arzt warf dem Wolkentänzer einen hasserfüllten Blick zu. »Und du verschwindest ebenfalls – auf der Stelle!«

»Also doch!«, rief Laura. Dr. Weiß hatte einen verhängnisvollen Fehler gemacht: Er gehörte zu den Eingeweihten, sonst hätte er den Geflügelten nicht sehen können. Es musste ein Dunkler sein!

Der Arzt zuckte zusammen. Offensichtlich war ihm klar geworden, welche Dummheit er begangen hatte. Ohne Vorwarnung stieß er Laura und Auriel zur Seite und flüchtete in wilder Hast aus dem Zimmer und den Flur entlang.

»Halt! Haltet ihn auf!«, schrie Laura wie von Sinnen, während sie gleichzeitig den Rufknopf drückte. Keine gute Idee, wie sich schnell herausstellte: Als sie nämlich hinter dem falschen Arzt durch den Flur hetzte, stieß sie mit einer der Schwestern zusammen, die aufgeregt aus ihrem Bereitschaftsraum eilten. Laura geriet ins Straucheln und verlor dadurch wertvolle Zeit. Bis sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war Dr. Weiß längst im Treppenhaus verschwunden. Nur der Klang seiner Schritte hallte ihr noch in den Ohren wider.

Verdammt!

Der Kerl durfte nicht entkommen. Sie musste unbedingt herausfinden, wer dieser angebliche Arzt war. Wenn er weitere Angriffe gegen ihr jüngeres Ich unternahm, war sie in höchster Gefahr. Sie musste ihm das Handwerk legen! So setzte Laura, begleitet von Auriel, die Verfolgung fort.



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